Ellerau vor unserer Zeit

Vorgeschichtliche Funde auf Ellerauer Grund und Boden


Abschrift aus dem Entwurf der Verfasser der ersten Ellerauer Chronik vom Nov. 1977 :
Olga Heinrich und Dr. Hans Heinrich.

Aus der Vorzeit ist von Ellerau nichts bekannt.
Wir wissen nur aus den zahlreichen Funden von versteinerten Seeigeln, die in Sandschichten gefunden wurden, daß unsere Heimat von den nordischen Gletschern mehrmals überwandert wurde, daß dabei die Meeresbewohner an Land gespült wurden und hier zugrunde gingen. Menschliche Ansiedlungen muß es in Ellerau schon frühzeitig gegeben haben – darauf deuten die Fundstücke hin, die hier an zwei Stellen gefunden wurden :

Eine Fundstelle, mit den älteren Fundsachen, lag auf dem Acker des Hofes Wallohe in einer Sandkuhle in der Nähe des Fischteiches, nördlich der heutigen Dorfstraße, etwa dort, wo etwa um 1750 der große Pflüger Hans Semmelhaack und später Timm Cordts ihre Wohnstätten hatten.


In ihr fand Sigrid Schultz, die Enkeltochter des Altbauern Bernhard Schultz, im Jahre 1950 Tonscherben und ein Flintbeil. Sie übergab diese Fundsachen dem damaligen Schulleiter Böhme, der sie in der Ellerauer Volksschule aufbewahrte, wo sie sich noch heute befinden. *)

Nachdem die Tonscherben, so gut es ging, zusammengesetzt worden sind, ist erkennbar, daß es sich um drei Urnen handelt. Das sauber geglättete Flintbeil deutet darauf hin, daß sich hier schon in der jüngeren Steinzeit ( 5000 – 2000 vor Chr. G.) eine menschliche Ansiedlung befand. Der Platz dieser Ansiedlung bot aber auch alle günstigen Voraussetzungen : Wald, Wasser, Heide, Moor. Wir möchten es heute kaum glauben, daß damals mit einem solchen Flintbeil in 10 Stunden 26 Fichten mittlerer Dicke gefällt, daß in 81 Tagen ein stattliches Blockhaus errichtet wurde.


Die zweite Fundstelle lag ebenfalls auf dem Acker des Hofes Wallohe, etwa gegenüber dem Hof 100 m südlich der Dorfstraße.


In ihr wurden kurz vor dem ersten Weltkrieg beim Pflügen mehrere Urnen mit Knochenresten und eine Gürtelschnalle gefunden.


Die Fundsachen wurden dem damaligen ,,Vaterländischen Museum“ in Kiel gemeldet und übergeben und befinden sich jetzt im ,,Landesmuseum für Vor- und Frühgeschichte“ in Schleswig. Im Vaterländischen Museum in Kiel hatte der frühere Hauptlehrer Wohldt aus Ellerau sie noch ausgestellt gesehen, bevor sie nach dem zweiten Weltkrieg nach Schleswig verlagert wurden.


Weitere Ausgrabungen, die im Auftrage des Museums durchgeführt wurden (Herr Knorr ), führten zu keinen neuen Ergebnissen. Bei dieser Fundstelle handelt es sich offenbar um eine Begräbnisstelle der damaligen Siedlung. Nicht weit von dieser Stelle, auf der früheren „Brannenkoppel“ wurde eine Feuerstätte aufgedeckt, in der – worauf der Name der Koppel hindeutet – die Verstorbenen eingeäschert wurden, bevor die Beisetzung ihrer Asche auf dem Urnenfriedhof erfolgte.

Diese Bestattungssitte (Verbrennung der Leichen und Beisetzung der Urnen auf einem Urnenfriedhof) deutet auf den Zeitraum vom Übergang der Bronzezeit zur Eisenzeit hin. (800 vor Chr. G. bis 500 nach Chr.G.)


(Mündliche Überlieferung des Altbauern Bernhard Schultz)


*) Jetzt zu sehen hier im Heimatmuseum Ellerau in einer Vitrine.


Ergänzende Information:
Jungsteinzeit (Neolithikum) von 5000 – 1600 v.Chr. G.
Bronzezeit von 1600 – 800 v.Chr. G.
Eisenzeit von 800 v.Chr. G. – 500 n. Chr. G.